Montag, 2. Februar 2009

9 – Firmenbesuch bei Cadila Healthcare

Das Produkt, welches am Standort in Goa hergestellt wird, ist das OTC-Produkt „Agiolax“, ein Abführmittel (böse Zungen behaupten, man könne dazu in Indien auch einfach nur Leitungswasser nehmen…) Pharmazeutische Unternehmer sind Rottapharm-Madaus und Zydus. Die Produktion erfolgt lediglich bis zur Bulk-Ware, alle darauf folgenden Schritte, wie die Abfüllung in länderspezifische Verpackung, werden am Standort Köln durchgeführt. Die Produktionsstätte wird im Zwei-Jahres-Rhythmus von Inspektoren der Bezirksregierung Köln über einen Zeitraum von etwa fünf Tagen aufgesucht. Sollten im Herstellungsprozess mögliche Gesundheitsgefährdungen für den Endverbraucher identifiziert werden, kann im Ernstfall die europäische Importgenehmigung entzogen werden. Um diesem „worst case“, der de facto einen Produktionsstillstand zur Folge hätte, vorzubeugen, müssen die GMP-Richtlinien („good manufacturing practice“) stets eingehalten, kontrolliert und ggf. organisatorische oder technische Maßnahmen ergriffen werden.

Die Führung erfolgte durch Dr. Hubbert. Bei ihm handelt es sich um eine sogenannte „Qualified Person“, die im Falle von Fahrlässigkeit auch mit Privatvermögen haftbar gemacht werden kann.

Der Produktionsstandort in Goa ging im Jahre 1998 in Betrieb, die dazugehörigen Planungen begannen 1995. Man wollte die Fabrik direkt am Ort der Rohstoffgewinnung betreiben, die Produktion erfolgte vormals in Köln. Zum damaligen Zeitpunkt stand die Senkung der Personalkosten im Mittelpunkt, heute machen stark gestiegene Energiekosten die Einsparungen zunichte. Das betrifft sowohl den Transport als den Strom, der zur Luftentfeuchtung benötigt wird. Die Entfeuchtungsanlagen entpuppten sich als wahre Energiefresser, die in Deutschland nicht nötig gewesen wären.

Um die in Indien nicht unüblichen Kleintiere wie z.B. Käfer oder Kakerlaken fernzuhalten, werden alle relevanten Räume luftdicht verschlossen und mit Methylbromidgas behandelt. Das Gas verflüchtigt sich anschließend selbständig, hinterlässt keine Rückstände und ist danach auch nicht mehr gesundheitsschädlich. Behälter mit Bulk-Ware, die nach Deutschland kommen, werden mit CO2 unter einem Druck mit bis zu 30 bar befüllt. Das CO2 wird schlagartig abgelassen, sodass alle darin enthaltenen Lebewesen förmlich explodieren.

Die Rohstoffe wachsen nicht auf eigenen Plantagen sondern werden von lokalen Kleinbauern angebaut. Die Sennablätter werden in Säcken angeliefert und gereinigt. Die Blätter werden danach in eigenen Mühlen gemahlen, das entstandene Pulver wird mit Ispaghuia-Samen gemischt und erneut in riesigen Behältern zwischengelagert. Dem Gemisch wird Flüssigkeit zugesetzt und mittels Extruderschnecken durch ein Lochblech gedrückt. (ähnlich der Spaghettiherstellung). Da die Streifen in sehr kurzen Abständen zerstückelt werden, entsteht ein Granulat. Das Granulat wird mit wachsähnlichen Substanzen präpariert, damit der Filmüberzug aufgebracht werden kann („coating“). Nach dem darauf folgenden Polieren der Pastillen folgt das Trocknen und die Verpackung in Big Packs zu je 700 Kilo. Eine komplette Charge umfasst eine Menge von rund 22 Tonnen.


Zusatzstoffe, in Säcken verpackt

Abfüllung nach dem "coating"

Zwei mit Durchblick

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen