Sonntag, 15. Februar 2009

20 - Ein Wort zum Schluß

Ich bin wieder zurück in Köln und die Temperaturen sind für mich 30 Grad niedriger als in den letzten zweieinhalb Wochen. Zeit, um ein wenig Rückschau zu halten.

Was bleibt, sind Photos und Erinnerungen, Erkenntnisse und Erfahrungen, Gefühle und Dankbarkeit. Zweieinhalb Wochen, in denen wir allein auf dem Landweg ca. 3500 km in Indien und im Oman zurückgelegt haben, hinterlassen Spuren.

Ich habe von unserer Reise allein 3 GB Photos mitgebracht und unzählige Bilder und Eindrücke im Kopf. Die Reise verlief subjektiv ungefähr so schnell wie ein spannender Spielfilm, der im schnellen Vorlauf nach 5 Minuten vorbei ist - ein irrer Rausch von Farben, Gerüchen und Geräuschen. Ich werde Wochen brauchen, um alles zu verarbeiten und halbwegs zu sortieren.

Ich habe irgendwann festgestellt, dass die persönliche Qualität einer Reise gut an den Gesichtern auf den Photos ablesbar ist. Wenn die Menschen überwiegend lächeln, war die Reise gut und ich freue mich, dass ich auf den meisten Photos lächle oder lache.

Wir mögen in manchen Beiträgen den Eindruck vermittelt haben, mit der Attitüde des Technokraten zu Besuch in der dritten Welt geringschätzig auf Armut, Schmutz, Chaos und rückständige Technik herab zu schauen. Das ist jedenfalls aus meiner Sicht so nicht gemeint.

Zweifellos hat Indien zwei Seiten: einerseits unfassbare Armut in unmittelbarer Nachbarschaft zu großem Reichtum, Chaos, Schmutz, Lärm usw. und andererseits eine alte und unglaublich reiche Hochkultur sowie Menschen mit großer Freundlichkeit, Offenheit und Toleranz. Gerade wir Kölner bilden uns so viel auf unsere Toleranz und Offenheit ein - vor allem im Vergleich zum Rest der Republik. Da können wir noch viel von den Indern lernen, denn die sind uns in dieser Beziehung Lichtjahre voraus.

Es ist nahezu unmöglich, Inder anzusehen oder anzusprechen, ohne dass sie spontan zurücklächeln und mit großer Liebenswürdigkeit versuchen zu helfen. Es spricht Bände, wie zärtlich Paare miteinander umgehen und wie entspannt und aggressionsfrei das öffentliche Leben abläuft. Es regt sich z.B. selbst im größten Verkehrschaos kein Mensch auf. Ich frage mich, was uns unsere besser funktionierende Technik und unser Wohlstand nutzen, wenn wir doch so oft unzufrieden und mürrisch sind und viel zuwenig lachen oder zumindestens lächeln.

Das ist für mich eine wesentliche Erkenntnis der Reise und in dieser Beziehung will ich mir die Menschen in Indien als Vorbild nehmen.

Ich empfinde auch Dankbarkeit nach unserer Reise. Dankbarkeit für die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in Indien und im Oman und, dass wir so vieles sehen und erleben durften. Dankbarkeit, dass sich die Menschen in den von uns besuchten Firmen Zeit für uns genommen und uns alles erklärt und gezeigt haben, wo wir ihnen doch im wesentlichen die Zeit gestohlen haben. Dankbarkeit für das Vertrauen, dass mir von den Teilnehmern bei der Planung und Durchführung unserer Reise entgegengebracht wurde. Und Dankbarkeit, dass wir alle gesund und heil wieder zurück gekommen sind.

Es heißt, dass eine Reise nach Indien mit einem Kulturschock beginnt und dann nach einigen Tagen alle Gefühle intensiver werden und dass man dann dieses Land entweder ablehnt oder zu lieben beginnt; es lässt niemanden gleichgültig.

Ich kann das bestätigen; alle Gerüche und Farben, alle Emotionen kamen mir stärker und irgendwie lebendiger vor und bei mir ist es die zweite Alternative geworden. Vielleicht gehört gerade das zum Reiz Indiens und ich freue mich schon auf das nächste Mal.

In dem Sinne aus der Truman Show:

And if I don´t see you:
Good Afternoon, Good Evening and Good Night.

Horst-G. Lippold


Samstag, 14. Februar 2009

19 - Über Freundschaften im Oman

Am Montag, den 9.2.2009 sind wir wieder in Dubai gelandet und wollten nunmehr die bei Emirates maximal mögliche Zeit von 4 Tagen für einen Stopover bis zum endgültigen Heimflug nach Deutschland voll ausnutzen.

Da nach meinen Erfahrungen aus vorangegangenen China- und Indienreisen Dubai als riesengroßer Sandhaufen, Dauerbaustelle und durch das Fehlen jedweder gewachsenen Kultur nach kurzer Zeit langweilig wird, wollten wir den nur 100 km entfernten Oman besuchen.

Oman ist nicht nur größer, sondern landschaftlich und kulturell mit seinen Städten und Dörfern deutlich reizvoller. Ferner kannte ich vom letzten Jahr Abdullah und konnte in etwa abschätzen, was uns erwartet. Außerdem wollten wir nicht in (teuren) Hotels, sondern an schönen Stellen in Zelten übernachten, d.h. einmal in den Bergen, einmal in der Sandwüste und einmal direkt am Meer. Der Oman gilt übrigens nicht umsonst als die Schweiz des mittleren Ostens.

Nach unserem Frühstück im Burj al Arab sind wir also gegen 13 Uhr losgebraust, um über Abu Dhabi und Al Ain in den Oman einzureisen. Vor uns lag eine Fahrt von ca. 500 km bis in den Wadi Tanuf in den Bergen in der Nähe der alten Haupstadt Nizwa.

Die Fahrtzeit für 500 km auf hervorragend ausgebauten Straßen plus ca. 1 Stunde für den Grenzübergang sollten in 6 - 7 Stunden zu machen sein, d.h. die ursprünglich für 17 Uhr geplante Wiedervereinigung unserer Truppe mit Herrn Büyükyazi hätte spätestens gegen 20 Uhr stattfinden müssen. Der Arme durfte aufgrund von Visa-Bestimmungen nur einmal in Dubai einreisen (also nicht zweimal wie der Rest) und musste deshalb für teures Geld von Dubai nach Muscat weiterfliegen, wo er separat abgeholt und zu unserem ersten Nachtlager gebracht werden sollte.

Lange Rede, kurzer Sinn: wir konnten erst gegen Mitternacht unsere Zelte aufbauen und noch später den im Stundentakt vertrösteten Herrn Büyükyazi wieder in Empfang nehmen. In jedem Oman-Reiseführer steht als Empfehlung, daß man sich von seinen deutschen Zeitvorstellungen verabschieden sollte und das hatten wir jetzt recht anschaulich verstanden. Es stellte sich auch heraus, daß es zuwenig Matrazen und anders als besprochen gar keine Schlafsäcke gab. Das sorgte bei den ziemlich frischen Nachttemperaturen in den Bergen gegenläufig zu unseren Cola-Rum-Mixgetränken für einige Ernüchterung.

Interessant waren auch die Reaktionen derjenigen, die beim Zeltaufbau weitgehend durch Abwesenheit glänzten bzw. sich durch anderweitige Beschäftigung auszeichneten und dann überraschenderweise feststellen durften, daß sie ihr Zelt ohne Matraze und Decke vorfanden. Verfrorenen Naturen half da nur noch das chinesische Zwiebelschalenprinzip, Teilnahme an der Party der Hartgesottenen bis 4 Uhr morgens oder der Umzug in eines der Fahrzeuge.

Und was lernt uns das Ganze abgesehen von den Vorteilen des Mitanpackens?

Zu den abenteuerlichen omanischen Zeitvorstellungen (z.B. 10 min = 1,5 Std., oder 1 Stunde = 2 - 3 Stunden) kommen eine recht schmerzfreie (amerikanische) Einstellung zu Entfernungen sowie ein bemerkenswertes Organisationtalent. Da muß sich die deutsche Wirtschaft bestimmt keine Sorgen machen. Der von uns mit Grausen beobachtete Umgang mit den Fahrzeugen und das zugehörige technische Verständnis lassen den offensichtlichen Wunsch nach regelmäßigem und schnellem Austausch des persönlichen Fuhrparks der Omani erahnen.

Aber all das wird mehr als wettgemacht durch die geradezu umwerfende Herzlichkeit der Omanis, das (Sommer-)Wetter und den geheimnisvollen Reiz dieses Landes. Auch das traditionelle Essen am Abend bestehend aus Reis, Hammel und Hühnchen auf großen Platten serviert und auf dem Boden sitzend mit der rechten (!) Hand gegessen war schon toll.

Wegen der niedrigen Spritpreise (z.B. ca. 90 Liter für 25 Euro) und einem Steuersatz von 0% auf alles kann man im Oman problemlos große Autos mit großen Motoren fahren und unsere CO2-Hysterie wirkt irgendwie (wie schon in Indien) befremdlich. Mein Favorit wären dann ein Landcruiser und eine ältere S-Klasse.

Zurück zum Nachtlager in den Bergen. Am nächsten Morgen wurde es schnell wieder sommerlich warm und nach kurzer Besichtigung des zerstörten >Ortes Tanuf sind wir nach Nizwa zum Frühstück gefahren. Beim anschließenden Stadtrundgang hat sich dann der größere Teil der Truppe typisch omanisch eingekleidet. Herr Büyükyazi ging damit später überall und als einziger problemlos als echter Omani durch, sofern er nichts sagen musste. Ich glaube, wir anderen haben dagegen für erhebliche Heiterkeit in der Öffentlichkeit gesorgt.
Gegen Mittag ging es weiter in Richtung Süden zum Wadi Bini Kalid, den ich schon vom letzten Jahr kannte. Das ist ein in die Felsenlandschaft eingebettetes Ensemble von Palmenwäldern und Wasserbecken von atemberaubender Schönheit. Hier konnten wir baden (erstmals nach drei Tagen!), schwimmen, plantschen ... das war Genuß pur. Viel zu schnell ging unsere Zeit dort zu Ende und weiter ging es in die Sandwüste, wo wir unser Nachtlager aufschlagen wollten.
Die Sandwüste muss man erlebt haben, denn eigentlich kann man die Gefühle dort kaum beschreiben. Es ist jedenfalls kein Wunder, daß dort große Weltreligionen entstanden sind. Wir haben unter dem Sternenhimmel in der grandiosen Stille der Wüste unsere Zelte aufgestellt und dann gegrillte und absolut frische Lammspieße gegessen. Es war einfach traumhaft und ich bin wieder erst nach drei Uhr zum Schlafen gekommen, weil ich nichts verpassen wollte von der so kurzen Zeit. Ich konnte auch meinen alten Traum verwirklichen und habe erstmals in der Wüste unter freiem Himmel geschlafen.
Morgens sind wir nach dem Frühstück zu Beduinen gefahren und durften mit ihnen in ihrer guten Stube arabischen Kaffee geniessen, um anschließend zum Kamelreiten und Geländefahren mit Abdullahs Fahrzeugen überzugehen. Unsere omanischen Freunde haben uns gesagt, dass auch für sie die Wüste etwas ganz besonderes ist und das konnte man an ihrer Ausgelassenheit deutlich spüren.
Der einzige Wermutstropfen war, dass ein Fahrer vor lauter Ausgelassenheit bei der Wüstenfahrerei seine Kupplung ruiniert hatte und der Wagen auf der Weiterfahrt nach Muscat ausfiel. Seine Fahrzeugbesatzung hat dann auch einige Stunden mit dem kompletten Gepäck am Strassenrand warten dürfen, bis sie mit einem Ersatzfahrzeug weiterfahren konnten und wir uns am Abend in Muscat wieder trafen.

Muscat ist eine sehr weitläufige, gepflegte und schöne Stadt, von der wir in der kurzen Zeit leider nur den Souk Mutrah und die Strandpromenade sehen konnten. Das schreit nach einem weiteren Aufenthalt mit mehr Zeit. Wir haben im Souk letzte Einkäufe getätigt (Vorsicht vor dem Kaufrausch!) und unser letztes Abendessen im Oman an der Hafenpromenade genossen.
Sehr spät am Abend ging es dann weiter nördlich in Richtung Dubai zu unserem letzten Zeltlager am Strand. Da wir spätestens um 6 Uhr aufbrechen mussten, um rechtzeitig am Flughafen zu sein, haben einige einfach die Nacht durchgemacht und auch ich bin erst um halb fünf in´s Bett gekommen. Nach gefühlten 5 Sekunden hiess es dann um 5.15 Uhr aufstehen (freundlich ermuntert durch Demontage der außen verlaufenden Zeltgestänge) und Abmarsch Richtung Dubai.
Wir waren schon gegen 9 Uhr an der Grenze und erst gegen 11.30 Uhr über die Grenze in Dubai, weil unsere omanischen Freunde z.T. erst erforderliche Papiere finden und noch Versicherungen abschließen mussten. Die Fahrzeugpapiere wurden zu unserer Verblüffung u.a. in den Aschenbechern der Fahrzeuge gesucht. Da kam angesichts der schnell verrinnenden Zeit doch etwas Unruhe auf. Im Endeffekt kamen wir aber rechtzeitig am Flughafen an und haben uns dort sehr emotional verabschiedet. Wir mussten versprechen, alle Photos zu schicken und unbedingt wiederzukommen, was ich in jedem Falle tun werde.
Bye-bye Oman

Ich denke, wir haben in Dubai und im Oman deutlich über 1500 km zurückgelegt und trotz der kurzen Zeit viel gesehen und erlebt und ich bereue keine Minute. Abdullah hat gesagt, dass ich jetzt sein Bruder sei. Wenn ich wie versprochen mit meiner Frau und mehr Zeit wiederkomme, wollen wir gemeinsam reisen und er will dann auch seine Frau mitnehmen. Versprochen!
Vielleicht sehen wir uns auch schon im Sommer in Deutschland. Bis dann, Abdullah.

And if I don´t see you:
good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold

Freitag, 13. Februar 2009

18 - Ein Frühstück im Burj al Arab

Am Montag, den 9.2.2008 sind wir im Morgengrauen (6.10 Uhr Dubai-Ortszeit) wieder in Dubai angekommen. Vorausgegangen war eine reichlich kurze Nacht mit Abreise vom Hotel in Bombay am Vorabend gegen 19.45 Uhr (Ortszeit Indien), Inlandsflug nach Ahmedabad gegen 22.30 Uhr, kurzweiligem Aufenthalt auf dem Feldflughafen Ahmedabad von 23.30 Uhr bis 4.30 Uhr und schließlich dem Emirates-Flug nach Dubai.

Kurzweiliger Aufenthalt auf dem Flughafen Ahmedabad heisst: Stempel hier, Pass- und Stempelkontrolle da, zum Teil erneute Kontrolle 5 Meter weiter usw. Und wehe, es fehlte ein Stempel. Zwischendrin konnte man geschätzte 45 min. schlafen, sofern man die dauernden Lautsprecher-Durchsagen etc. ausblenden konnte. Der Einstieg in die Emirates-Maschine und die Ankunft in Dubai waren wie eine kleine Heimkehr bzw. wir fühlten uns dem Zuhause in Deutschland schon deutlich näher.
Bye-bye India

Nun freuten wir uns also alle auf das bevorstehende Frühstück im Burj al Arab. Dabei war schon die Reservierung ein kleines Event nach dem Motto: "why so complicated?". Ich hatte nach telefonischer Anfrage eine provisorische Reservierung und per Email eine Confirmation Form erhalten. Diese sollte ich unterschrieben und ergänzt um Reisepass- und beidseitige (!) Kreditkarten-Kopie zurücksenden. Anders käme leider keine wirksame Reservierung zustande und ohne Reservierung kein Zutritt zum Hotel.

Den Ausdruck der Email im Office-Bereich unseres Hotels, die Anfertigung der gewünschten Kopien und den Faxversand der Dokumente nach Dubai konnte ich nach zermürbenden zweieinhalb Stunden abschliessen. Weil ich ein komisches Gefühl hatte, habe ich nochmals in Dubai angerufen und nachgefragt, ob nunmehr alles richtig angekommen sei. Ja, man habe soeben 5 leere Blätter im Faxgerät empfangen. In unserem indischen Hotel hat man daraufhin großzügigerweise die Faxe ein weiteres Mal kostenlos versandt und mir mit Stolz erklärt, dass hier schließlich Professionals am Werke seien.

Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich an das Zusammenspiel von indischer und arabischer Bürokratie, Service und "Kompetenz" zurückdenke.

Aber ich schweife ab und deshalb zurück zum Montagmorgen um 6.10 Uhr. Verschwitzt und freundlich formuliert "duftend" nach unserem letzten Tag in Bombay und einer quasi durchwachten Nacht waren etwas Körperpflege und der Wechsel in die vom Burj al Arab erwartete gepflegte Garderobe unumgänglich.

Also haben wir nach dem Empfang unserer Koffer kurzerhand die Flughafen-Toiletten in der Gepäckausgabe zum Bad umfunktioniert und zur allgemeinen Irritation uns und diese Räumlichkeiten gewissermaßen unter Wasser gesetzt. Grundgereinigt und wieder seriös aussehend konnten wir sodann den Flughafen verlassen und auf die für 7.30 Uhr verabredete Abholung durch Abdullah und seine Fahrer aus dem Oman warten.
Um acht Uhr habe ich Abdullah angerufen und erfahren, dass er gerade die Grenze zwischen Oman und Dubai passiert habe und noch mindestens eine Stunde brauche. Durch einen weiteren Anruf im Hotel konnte ich den reservierten Termin auf 9.30 - 10 Uhr verschieben und dabei erfahren, dass "last order" um 11 Uhr sei. Um halb zehn ist Abdullah endlich eingetroffen und wir konnten die (bei meinem letzten Dubai-Besuch per Mietwagen getestete) voraussichtlich 20minütige Fahrt zum Burj al Arab antreten. Nach chaotischer Irrfahrt durch Dubai sind wir letztendlich gegen 10.45 Uhr vor dem Hotel eingetroffen und ich hatte das Frühstück innerlich abgehakt. Ich muss gestehen, dass trotz aller Reiseerfahrungen in China und Indien hier auch für mich eine Grenze erreicht war und ich im Begriff stand, wie das altbekannte HB-Männchen sprichwörtlich durch die Decke zu gehen. So ein Scheibenhonig bzw. "schlimmer geht´s immer". Irgendwann ging mir der Spruch eines Kollegen ("Horst, Du musst noch viel ruhiger werden") durch den Kopf und ich habe mich erstmals gefragt, ob er evtl. nicht ganz unrecht hat; hallo Alexander!

Zu unserem Glück hat man im Hotel das Frühstück bis kurz vor zwölf Uhr verlängert und das Ambiente, die Qualität des Frühstücks und überhaupt das ganze Hotel haben für alles entschädigt. Vielleicht war es ganz gut, dass die Zeit so beschränkt war, denn sonst wäre ich womöglich nach dem Essen geplatzt. Wo sollte man da anfangen und wo aufhören und warum auch? Das ganze Hotel ist ein einziger Traum und irgendwann möchte ich dort einmal übernachten und in Ruhe geniessen.

Auch Abdullah und seine Omanis, die wir eingeladen hatten, waren das erste Mal im Burj al Arab und haben das Ganze sichtlich genossen.

Also ganz unprosaisch: vow!

Nun konnte unser Oman-Abenteuer richtig losgehen.

And if I don´t see you:
good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold

16 - Von Pune nach Bombay

Am Freitag, den 6.2.2009 haben wir unsere Reise von Pune (= Poona) nach Bombay (= Mumbai) fortgesetzt, weil für den Nachmittag ein Besuch bei DHL India geplant war.

Anders als in meinem letzten Beitrag angedeutet habe ich allerdings keine Mitfahrgelegenheit auf einer LKW-Ladefläche organisiert, sondern Zugtickets beschafft. Holzklasse musste es der Authentizität wegen aber schon sein. Da die Zugfahrt im Expresszug (dreieinhalb Stunden für 180 km !) um 7.50 Uhr beginnen sollte, mussten wir das ca. 1 km entfernte Hotel spätestens um 7.30 Uhr per Autorikscha verlassen.

Obwohl ich alle Teilnehmer mehrfach darauf hingewiesen habe, das trotz Indian time Züge und Flugzeuge nicht auf uns warten und auch das Auschecken aus dem Hotel dauern kann, saßen einige um 7.20 Uhr noch in aller Seelenruhe beim Frühstück. Tja, "be your own chairman" habe ich mir gedacht und mit dem startbereiten Teil der Truppe den Weg zur Pune Railway Station angetreten, wo wir in aller Ruhe die reservierten Sitzplätze im Zug finden und das Gepäck verstauen konnten. Anschließend habe ich im Bahnhof gesucht bzw. geschaut, ob der Rest der Truppe noch rechtzeitig eintrifft oder sich neue Tickets besorgen muß.
Zu meiner ehrlichen Verblüffung sind dann doch alle gerade noch rechtzeitig angekommen und mitgefahren, mussten sich aber - weil im falschen Wagon eingestiegen - erst durch den halben Zug bis zu uns durchkämpfen. Irgendwie wirkten die Herrschaften etwas abgekämpft und angesäuert. Ich habe im Verlaufe der Fahrt mit gewisser Erheiterung u.a. im Hintergrund ein Handy-Telefonat nach Deutschland mit folgendem O-Ton zur Kenntnis genommen: "ich behalte mir vor, heute am Abend nach Düsseldorf oder Frankfurt zurück zu fliegen".

Vow, die Stimmung war also bei Einigen richtig ausgelassen und meine erzieherische Maßnahme irgendwie missverstanden worden. Vielleicht hätte ich doch koffertragend und händchenhaltend zum Sitzplatz im Zug geleiten sollen?

Wir sind superpünktlich in Bombay´s Victoria Station angekommen und mit Taxen zu unserem Hotel gefahren. Richtig: keine Autorikschas, weil die in der Innenstadt von Bombay nicht zugelassen sind. Jeweils vier Personen mit Fluggepäck in Bombay´s winzigen Taxen! Auch diese stammen entgegen allen Erwartungen nur technisch, aber nicht kalendarisch aus Kolonialzeiten und machen doch irgendwie einen Riesenspass. Das muss man erlebt haben und ich frage mich allmählich, ob es zuhause nicht doch ein Fiat 500 für die Familie tut. Mit unserem Renault Megane könnten wir in Indien locker als 8-Personen-Flughafen-Schuttle antreten.
Nach dem obligatorischen Einchecken im Hotel haben wir uns sodann für den letzten Firmenbesuch im DHL-Express-Zentrum aufgehübscht und sind wieder (mit Taxen) losgebraust.

Irgendetwas hat bei der Kommunikation während der Vorbereitung dieses Firmenbesuches nicht geklappt, denn meine Erwartungen gingen in Richtung eines typischen Umschlagszentrums (wie schon in Köln gesehen) übertragen auf indische Verhältnisse. Die Realität dieses Besuches hatte dagegen Züge einer grotesken Realsatire nach dem Prinzip "verstehen Sie Spaß?" oder "versteckte Kamera".

Gesehen haben wir in geschätzten 15 - 20 Minuen eine menschenleere kleine Lagerhalle mit einigen Rollenbändern ohne irgendwelche Güterbewegungen oder sonstwelche erkennbaren Aktivitäten. Der sichtlich unvorbereitete und insgesamt eher schweigsame und wenig auskunftsfreudige Leiter dieser Einrichtung hat uns immerhin erklärt, daß der Güterumschlag nur am frühen Morgen und am späten Abend stattfindet. Da war der von DHL vorgeschlagene Besuchstermin 14 Uhr wirklich brilliant gewählt. In jedem Falle dürfte dieser Besuch unmöglich vom ersten Platz meiner Flop-Hitliste zu verdrängen sein.

Als das Ganze allmählich zu peinlich wurde, haben wir uns dann auch freundlich verabschiedet und den Blick nach vorne auf das Wochenende und die Sehenswürdigkeiten Bombays gerichtet.

Ich bin nach dem erneuten Umkleiden (weekend casual) mit einigen Teilnehmern in Richtung Innenstadt aufgebrochen und konnte wie im letzten Jahr erneut die tolle Atmosphäre am Colaba Causeway und den Sonnenuntergang an der Strandpromenade geniessen.

Die Bilder vom spektakulären Sonnenuntergang stammen allesamt (hier nur einmal zu sehen) nicht von mir, weil ich mich kurz zum Nachdenken auf die Strandmauer gelegt und das Ganze dann verschlafen habe. Das war natürlich schade, aber schließlich habe ich die restlichen zweieinhalb Wochen lang jeden Tag Sonne und die zugehörigen Sonnenuntergänge erleben dürfen.

Zum obligatorischen gemeinsamen Abendessen haben wir uns alle im Leopold Cafe getroffen. Das dürfte spätestens seit letztem November jeder kennen und die Einschußlöcher kann man alle quasi als Grusel-Event-Tourismus anschauen. Sogar Kaffeetassen mit Einschußloch-Dekor und andere Devotionalien kann man erwerben.

Ausklingen lassen haben wir den Abend dieses bemerkenswerten Tages mit einem Bier in einem Hotelgarten am Wasser in der Nähe vom Taj Mahal und (wie immer) mit einigen Bierchen aus einem nahe gelegenen Liquor-Shop im Hotelzimmer. Na, dann Prost und gute Nacht.

And if I don´t see you:
good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold