Freitag, 13. Februar 2009

16 - Von Pune nach Bombay

Am Freitag, den 6.2.2009 haben wir unsere Reise von Pune (= Poona) nach Bombay (= Mumbai) fortgesetzt, weil für den Nachmittag ein Besuch bei DHL India geplant war.

Anders als in meinem letzten Beitrag angedeutet habe ich allerdings keine Mitfahrgelegenheit auf einer LKW-Ladefläche organisiert, sondern Zugtickets beschafft. Holzklasse musste es der Authentizität wegen aber schon sein. Da die Zugfahrt im Expresszug (dreieinhalb Stunden für 180 km !) um 7.50 Uhr beginnen sollte, mussten wir das ca. 1 km entfernte Hotel spätestens um 7.30 Uhr per Autorikscha verlassen.

Obwohl ich alle Teilnehmer mehrfach darauf hingewiesen habe, das trotz Indian time Züge und Flugzeuge nicht auf uns warten und auch das Auschecken aus dem Hotel dauern kann, saßen einige um 7.20 Uhr noch in aller Seelenruhe beim Frühstück. Tja, "be your own chairman" habe ich mir gedacht und mit dem startbereiten Teil der Truppe den Weg zur Pune Railway Station angetreten, wo wir in aller Ruhe die reservierten Sitzplätze im Zug finden und das Gepäck verstauen konnten. Anschließend habe ich im Bahnhof gesucht bzw. geschaut, ob der Rest der Truppe noch rechtzeitig eintrifft oder sich neue Tickets besorgen muß.
Zu meiner ehrlichen Verblüffung sind dann doch alle gerade noch rechtzeitig angekommen und mitgefahren, mussten sich aber - weil im falschen Wagon eingestiegen - erst durch den halben Zug bis zu uns durchkämpfen. Irgendwie wirkten die Herrschaften etwas abgekämpft und angesäuert. Ich habe im Verlaufe der Fahrt mit gewisser Erheiterung u.a. im Hintergrund ein Handy-Telefonat nach Deutschland mit folgendem O-Ton zur Kenntnis genommen: "ich behalte mir vor, heute am Abend nach Düsseldorf oder Frankfurt zurück zu fliegen".

Vow, die Stimmung war also bei Einigen richtig ausgelassen und meine erzieherische Maßnahme irgendwie missverstanden worden. Vielleicht hätte ich doch koffertragend und händchenhaltend zum Sitzplatz im Zug geleiten sollen?

Wir sind superpünktlich in Bombay´s Victoria Station angekommen und mit Taxen zu unserem Hotel gefahren. Richtig: keine Autorikschas, weil die in der Innenstadt von Bombay nicht zugelassen sind. Jeweils vier Personen mit Fluggepäck in Bombay´s winzigen Taxen! Auch diese stammen entgegen allen Erwartungen nur technisch, aber nicht kalendarisch aus Kolonialzeiten und machen doch irgendwie einen Riesenspass. Das muss man erlebt haben und ich frage mich allmählich, ob es zuhause nicht doch ein Fiat 500 für die Familie tut. Mit unserem Renault Megane könnten wir in Indien locker als 8-Personen-Flughafen-Schuttle antreten.
Nach dem obligatorischen Einchecken im Hotel haben wir uns sodann für den letzten Firmenbesuch im DHL-Express-Zentrum aufgehübscht und sind wieder (mit Taxen) losgebraust.

Irgendetwas hat bei der Kommunikation während der Vorbereitung dieses Firmenbesuches nicht geklappt, denn meine Erwartungen gingen in Richtung eines typischen Umschlagszentrums (wie schon in Köln gesehen) übertragen auf indische Verhältnisse. Die Realität dieses Besuches hatte dagegen Züge einer grotesken Realsatire nach dem Prinzip "verstehen Sie Spaß?" oder "versteckte Kamera".

Gesehen haben wir in geschätzten 15 - 20 Minuen eine menschenleere kleine Lagerhalle mit einigen Rollenbändern ohne irgendwelche Güterbewegungen oder sonstwelche erkennbaren Aktivitäten. Der sichtlich unvorbereitete und insgesamt eher schweigsame und wenig auskunftsfreudige Leiter dieser Einrichtung hat uns immerhin erklärt, daß der Güterumschlag nur am frühen Morgen und am späten Abend stattfindet. Da war der von DHL vorgeschlagene Besuchstermin 14 Uhr wirklich brilliant gewählt. In jedem Falle dürfte dieser Besuch unmöglich vom ersten Platz meiner Flop-Hitliste zu verdrängen sein.

Als das Ganze allmählich zu peinlich wurde, haben wir uns dann auch freundlich verabschiedet und den Blick nach vorne auf das Wochenende und die Sehenswürdigkeiten Bombays gerichtet.

Ich bin nach dem erneuten Umkleiden (weekend casual) mit einigen Teilnehmern in Richtung Innenstadt aufgebrochen und konnte wie im letzten Jahr erneut die tolle Atmosphäre am Colaba Causeway und den Sonnenuntergang an der Strandpromenade geniessen.

Die Bilder vom spektakulären Sonnenuntergang stammen allesamt (hier nur einmal zu sehen) nicht von mir, weil ich mich kurz zum Nachdenken auf die Strandmauer gelegt und das Ganze dann verschlafen habe. Das war natürlich schade, aber schließlich habe ich die restlichen zweieinhalb Wochen lang jeden Tag Sonne und die zugehörigen Sonnenuntergänge erleben dürfen.

Zum obligatorischen gemeinsamen Abendessen haben wir uns alle im Leopold Cafe getroffen. Das dürfte spätestens seit letztem November jeder kennen und die Einschußlöcher kann man alle quasi als Grusel-Event-Tourismus anschauen. Sogar Kaffeetassen mit Einschußloch-Dekor und andere Devotionalien kann man erwerben.

Ausklingen lassen haben wir den Abend dieses bemerkenswerten Tages mit einem Bier in einem Hotelgarten am Wasser in der Nähe vom Taj Mahal und (wie immer) mit einigen Bierchen aus einem nahe gelegenen Liquor-Shop im Hotelzimmer. Na, dann Prost und gute Nacht.

And if I don´t see you:
good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen