Sonntag, 15. Februar 2009

20 - Ein Wort zum Schluß

Ich bin wieder zurück in Köln und die Temperaturen sind für mich 30 Grad niedriger als in den letzten zweieinhalb Wochen. Zeit, um ein wenig Rückschau zu halten.

Was bleibt, sind Photos und Erinnerungen, Erkenntnisse und Erfahrungen, Gefühle und Dankbarkeit. Zweieinhalb Wochen, in denen wir allein auf dem Landweg ca. 3500 km in Indien und im Oman zurückgelegt haben, hinterlassen Spuren.

Ich habe von unserer Reise allein 3 GB Photos mitgebracht und unzählige Bilder und Eindrücke im Kopf. Die Reise verlief subjektiv ungefähr so schnell wie ein spannender Spielfilm, der im schnellen Vorlauf nach 5 Minuten vorbei ist - ein irrer Rausch von Farben, Gerüchen und Geräuschen. Ich werde Wochen brauchen, um alles zu verarbeiten und halbwegs zu sortieren.

Ich habe irgendwann festgestellt, dass die persönliche Qualität einer Reise gut an den Gesichtern auf den Photos ablesbar ist. Wenn die Menschen überwiegend lächeln, war die Reise gut und ich freue mich, dass ich auf den meisten Photos lächle oder lache.

Wir mögen in manchen Beiträgen den Eindruck vermittelt haben, mit der Attitüde des Technokraten zu Besuch in der dritten Welt geringschätzig auf Armut, Schmutz, Chaos und rückständige Technik herab zu schauen. Das ist jedenfalls aus meiner Sicht so nicht gemeint.

Zweifellos hat Indien zwei Seiten: einerseits unfassbare Armut in unmittelbarer Nachbarschaft zu großem Reichtum, Chaos, Schmutz, Lärm usw. und andererseits eine alte und unglaublich reiche Hochkultur sowie Menschen mit großer Freundlichkeit, Offenheit und Toleranz. Gerade wir Kölner bilden uns so viel auf unsere Toleranz und Offenheit ein - vor allem im Vergleich zum Rest der Republik. Da können wir noch viel von den Indern lernen, denn die sind uns in dieser Beziehung Lichtjahre voraus.

Es ist nahezu unmöglich, Inder anzusehen oder anzusprechen, ohne dass sie spontan zurücklächeln und mit großer Liebenswürdigkeit versuchen zu helfen. Es spricht Bände, wie zärtlich Paare miteinander umgehen und wie entspannt und aggressionsfrei das öffentliche Leben abläuft. Es regt sich z.B. selbst im größten Verkehrschaos kein Mensch auf. Ich frage mich, was uns unsere besser funktionierende Technik und unser Wohlstand nutzen, wenn wir doch so oft unzufrieden und mürrisch sind und viel zuwenig lachen oder zumindestens lächeln.

Das ist für mich eine wesentliche Erkenntnis der Reise und in dieser Beziehung will ich mir die Menschen in Indien als Vorbild nehmen.

Ich empfinde auch Dankbarkeit nach unserer Reise. Dankbarkeit für die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in Indien und im Oman und, dass wir so vieles sehen und erleben durften. Dankbarkeit, dass sich die Menschen in den von uns besuchten Firmen Zeit für uns genommen und uns alles erklärt und gezeigt haben, wo wir ihnen doch im wesentlichen die Zeit gestohlen haben. Dankbarkeit für das Vertrauen, dass mir von den Teilnehmern bei der Planung und Durchführung unserer Reise entgegengebracht wurde. Und Dankbarkeit, dass wir alle gesund und heil wieder zurück gekommen sind.

Es heißt, dass eine Reise nach Indien mit einem Kulturschock beginnt und dann nach einigen Tagen alle Gefühle intensiver werden und dass man dann dieses Land entweder ablehnt oder zu lieben beginnt; es lässt niemanden gleichgültig.

Ich kann das bestätigen; alle Gerüche und Farben, alle Emotionen kamen mir stärker und irgendwie lebendiger vor und bei mir ist es die zweite Alternative geworden. Vielleicht gehört gerade das zum Reiz Indiens und ich freue mich schon auf das nächste Mal.

In dem Sinne aus der Truman Show:

And if I don´t see you:
Good Afternoon, Good Evening and Good Night.

Horst-G. Lippold


1 Kommentar:

  1. Herr Lippold, großen Dank für diesen Blog. Es macht wirklich Spaß die Reise nochmal revü passieren zu lassen und sich an 2008 zu erinnern. Ich hoffe doch sehr auf der nächsten Fahrt, auch wenn ex-matrikuliert, mit Ihnen mitfahren zu können. Ob China oder Indien, beide Fahrten waren ein gelungenes Manifest für die Sinne, für den eigenen Charakter und seine Lebenseinstellung. Indien bewegt, egal ob Abneigung oder Zustimmung.

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